Fotografien & Formen in chinesischer Lack

Museum für Lackkunst, Münster
12. November 2017 bis 18. Februar 2018

Tiefschwarzer, hochglanzpolierter Lack zeichnet sich durch eine vollkommen glatte
Oberfläche aus, die das Licht reflektiert und darin aufscheinende Bilder zurückstrahlt. Diese seinem Glanz geschuldete Spiegelnatur des Lacks macht eines seiner hervorstechenden Merkmale aus und trägt wesentlich zur ästhetischen Wahrnehmung polierter Lackflächen bei. In den Lackkabinetten spätbarocker Schlösser kulminiert nicht nur die bewundernde Freude am exquisiten, exotischen Material, sondern wurde diese Eigenschaft zum gezielt eingesetzten Element lichtinszenierter Raumgestaltung, in der nicht selten Lacktafeln und Spiegelfüllungen in ihrem Glanzvermögen wetteiferten. »Man sieht sich darinnen wie in einem Spiegel« kommentiert ein Zeitgenosse die Wirkung des 1772 vollendeten Grünlackierten Zimmers in der Würzburger Residenz. Schon ein Jahrhundert zuvor setzt der aus Haarlem gebürtige Stillebenmaler Pieter Gerritsz van Roestraten auf die virtuose Wiedergabe von Lackflächen, in denen sich andere Kostbarkeiten in der ihnen eigenen Materialität widerspiegeln – Teil eines subtilen Spiels mit Reflexionen und der in ihnen aufscheinenden Frage nach dem Sein und dessen in flüchtigen Lichtstrahlen zurückgeworfenem Spiegelbild. Nicht im bewussten Rückgriff auf barocke Selbstreflexion, aber doch vor dem Hintergrund dieser spezifisch abendländischen Tradition sind die Fotografien von Bernard Langerock zu sehen. Bei einem Aufenthalt in China, der ihn Lack und die in ihm reflektierte Welt entdecken ließ, ist auch er der Faszination in Schwarz und Rot spiegelnder Lackflächen verfallen. Er hält diese flüchtigen Momente in dem modernen Medium der Fotografie fest. Eingetaucht in die Materialität des Lacks, spiegelt sich die Welt in ihnen wider, indem sie Figürliches und Gegenständliches, wenn auch in verschwommenen Konturen, noch erkennen lässt. Auf bloße helle oder farbige Lichtreflexe reduziert, die über eine mal schwarze, mal rote Fläche zu huschen scheinen, ist ihr mitunter die Anmutung abstrakter Malerei eigen. In subtiler Weise laden diese fotografischen Arbeiten ein, den Lack und die Wirkung seiner Oberfläche nicht nur mit anderen Augen zu sehen und auf diese Weise neu zu entdecken, sondern die Welt gleichsam »mit den Augen des Lacks« wahrzunehmen.

Prof. Dr. Monika Kopplin
Direktorin des Museums für Lackkunst

SchattenDAsein Peking 2016

SchattenDAsein, 70,5 x 49 cm pro Bild, Peking, 2016

Lichtfigur Chengdu China 2014

Lichtfigur, Chengdu, China, 2014

Gespalten Chengdu China 2014

Gespalten, Chengdu, China, 2014

Tank Loft 046 1 Chongqing China 2015

Tank Loft 046, Chongqing, China, 2015

Kalliegrafie und Fotografie Tisch 1 Chongqing China 2015

Kalligrafie und Fotografie, Chongqing, China, 2015

Kreatur 1 Duesseldorf 2012 1

Kreatur 1, Düsseldorf, 2012

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner